Vor einigen Jahren erzählte ich einem nahen Verwandten von
meinem Glauben. Er hatte mir eine ganze Weile ruhig zugehört. Plötzlich aber sagte er: "Also, ich habe da mal etwas sehr
Seltsames erlebt!" Und dann erzählte er mir die folgende Geschichte:
In seinen jüngeren Jahren war es bei ihm zur Gewohnheit geworden,
während der Sommermonate seinem Heimatort Hamburg den Rücken zu kehren
und in Spanien zu kellnern. "Damals hat man dort als Deutscher wirklich
gutes Geld verdient" , sagte er. "Und Sonne, Sand und Meer waren sowieso
mein Fall! So habe ich Arbeit und Urlaub miteinander verbunden."
Als er wieder einmal so den Sommer in einer spanischen Küstenstadt
verbracht hatte, wollte er sich an seinem letzten Abend noch einen Spaß
gönnen. Er tankte seinen Mercedes-Diesel und den Reservekanister voll,
packte seinen Koffer ins Auto und begab sich in die Spielbank am Strand.
"Ich hatte sie schon einige Male zuvor besucht, aber immer nur um
kleine Summen gespielt. Schließlich wollte ich mein verdientes Geld ja
nicht leichtfertig aufs Spiel setzen."
An diesem Abend aber lief es von Anfang an recht gut. Er gewann und
gewann, erhöhte die Einsätze und gewann weiter. "Das Klügste wäre nun
gewesen einfach aufzuhören. Ein paar hundert Mark zusätzlich zu meinen
Verdienst aus dem Kellnerjob. Es wäre ein perfektes Ende der Zeit
gewesen.“
Aber er blieb und spielte weiter. Auch als das Glück sich wendete
und er zu verlieren begann. „Eine kleine Pechsträhne", dachte ich. Er
begann Sangria zu trinken, spielte riskanter, nahm jeden
zwischenzeitlichen Gewinn als Wende zum Besseren und kam schließlich an
den Punkt, "dass ich von meinem ganzen verdienten und gewonnenen
Geld nur noch 1000 DM seines Gesamtverdienstes übrig hatte. Hier hätte
ich spätestens aufhören sollen."
Aber er spielte weiter und tatsächlich kam die große Chance. „Nur
noch eine Karte musste kommen“, sagte er, „und so nahm ich allen Mut
zusammen und setzte all mein Geld darauf! 30 000 DM oder nichts“ Ein
Pulk von Neugierigen hatte sich um seinen Tisch versammelt. Alles
wartete gespannt, was passieren würde. Die Karte wurde auf den Tisch
gelegt. Es war die Falsche!
Als er die Spielbank verließ, war es draußen schon wieder hell
geworden. Er zündete sich eine Zigarette an, blickte noch einmal
nachdenklich auf das blaugrüne Meer, drehte sich dann um und ging zu
seinem Wagen.
Er fuhr den ganzen Tag über, bis er schließlich gegen zwei Uhr
morgens auf einem Rastplatz in der Nähe von Frankfurt landete "Der
letzte Tropfen Benzin war aufgebraucht und ich hatte keine Ahnung, wie
es nun weitergehen sollte. Bis Hamburg waren es ja noch ein paar hundert
Kilometer und ich hatte keinen Pfennig mehr in der Tasche!"
Einen Moment lang saß er still und ratlos in seinem Wagen, dann sah
er den übervollen Aschenbecher. Er nahm ihn heraus und ging damit zur
nächsten Mülltonne. Dort kippte er den Inhalt rein und wollte sich schon
gerade wieder umdrehen, als er mitten in der Bewegung stoppte. Hatte er
richtig gesehen ...?
"Tatsächlich!" sagte er, "obendrauf, nur etwas von Kippen und Asche
zugedeckt, lag eine Geldbörse. Ich starrte sie erst ungläubig an, dann
nahm ich sie heraus, säuberte und öffnete sie. Und was meinst du, was
drin war?“ Er hatte sich vorgebeugt und schaute mich mit leuchtenden
Augen an. Ich sagte nichts, gespannt auf was nun kommen würde.
“Genau soviel wie ich brauchte, um neu zu tanken und bis nach
Hamburg zu Kommen." Er lehnte sich wieder zurück und sagte dann:"Das war
ein Geschenk des Himmels!"
Er tankte und erreichte noch am gleichen Tag Hamburg.
Nachtrag:
Die Geschichte hatte auch für die Verliererin der Geldbörse ein Happy
End. Sie erhielt einige Zeit später die Geldbörse samt ursprünglichem
Inhalt und einem Dankschreiben zurück.
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