Freitag, 12. September 2014

Die wundersame Heilung der Floribeth Diaz


" Am 13. April 2011 kam Señora Mora zu der Überzeugung, ihr Kopf würde gleich platzen. Außerdem spürte sie ihr linkes Bein nicht mehr und musste sich immer wieder übergeben. "Migräne", hatte der Hausarzt gesagt, aber das glaubte sie nicht.
   Edwin Arce, ihr Mann, fuhr sie in die Notaufnahme des Hospital La Católica von San José. Es sollte das beste der Hauptstadt für Floribeth sein, und La Católica war das beste, auch wenn immer wieder Patienten in Handschellen hereingeführt wurden, weil das Gefängnis gleich um die Ecke liegt.
    Der Neurologe war Dr. Alejandro Vargas, er hätte in einer Telenovela mitspielen können, so jung, so schön, so klug. Bevor Vargas einen Kopf öffnet, pflegt er zu sagen: "Mit Gottes Hilfe, vamos ..." Floribeth Mora beschloss, das als gutes Zeichen zu verstehen.
    "Mein Kopf war wie angeschwollen. Ich traute mich nicht zu niesen. Der Doktor gab mir ein Kontrastmittel und machte seine Untersuchung. Danach sagte er, ich hätte ein Aneurysma." Eine Arterien-Erweiterung. Nichts Ungewöhnliches bei Menschen über fünfzig, vor allem, wenn sie etwas übergewichtig sind und unter Hypertonie leiden.
    "Ihr Blutdruck war sehr hoch. Sie litt an einem spindelförmigen Aneurysma", wird Dr. Vargas später zu Protokoll geben. "Man hätte es abklemmen können. Nur, dazu haben wir nicht die Technologie. Das Risiko einer Operation war zu groß."

Das Aneurysma von Floribeth Mora lag offenbar in einer schwer zugänglichen Hirnregion und war für die Chirurgen nicht zu erreichen. "Dr. Vargas sagte, er könne das Gefäß nicht abklemmen. Er sagte, bei einer Operation könnte ich ins Koma fallen oder für immer gelähmt sein. Er könne nichts tun."
   Floribeth Mora erinnert sich, wie ein Priester zur letzten Ölung gekommen sei. Dr. Alejandro Vargas erinnert sich, er habe nur gesagt, auf seiner Station nichts unternehmen zu können: "In Mexiko oder den USA wird so ein Fall durchaus operiert. Ich habe der Señora blutdrucksenkende Mittel verschrieben und etwas zur Beruhigung. Das Aneurysma war ja nicht geplatzt. Es gab Hoffnung."
   Nicht für Floribeth Mora. Sie hatte ein Problem im Kopf, und Costa Ricas bester Arzt konnte es nicht lösen. Als ihr Mann Edwin sie zurück nach Tres Ríos fuhr, weinte sie während der ganzen Fahrt. "Ich rief meine Brüder an, damit sie die Familie zusammenrufen. Ich wollte ihr sagen, dass sie immer zusammenbleiben soll, auch ohne mich. Eure Mama hat nur noch einen Monat zu leben." Floribeth Mora weinte drei Tage lang und nahm die Tabletten von Dr. Vargas. Sie betete. Und weinte weiter."

Soweit ein Auszug aus einem Spiegel-Artikel (1). An sich noch nichts Ungewöhnliches. Was aber dann geschah, klingt mehr als ungewöhnlich: 
"2. Mai 2011.
Floribeth Mora hatte in dieser Nacht nicht schlafen können und ferngesehen. Auf dem Fernseher lag die Sonderausgabe der "Nación", mit einem Foto des segnenden Papstes in Schwarzweiß.
    "Am Morgen schaute ich auf sein Bild in der Zeitung. Ich hörte eine Stimme. Ja, eine männliche Stimme. Ja, auf Spanisch. Sie sagte: ,Steh auf und habe keine Angst.' Seine beiden Hände kamen aus dem Foto heraus." Floribeth Mora hat diese Geschichte schon oft erzählt. Aber weinen muss sie immer noch dabei.
     Sie ist eine hübsche Frau, ernst, aber ohne jenes penetrante Strahlen, das oft nach Jenseitskontakten zurückbleibt. Ihr Mann Edwin hat erst Autoteile verkauft, jetzt betreibt er mit seinen Söhnen einen Sicherheitsdienst. Der jüngste sieht aus wie ein Punkrocker und bringt in Bananenblättern gebackenen Maiskuchen.
     "Ich stand auf und sagte: 'Sí, Señor.' Ich konnte in die Küche gehen. Es ging mir etwas besser. Ich spürte eine innere Wärme. Ich war sicher, gesund zu sein, auch wenn mein Körper das Gegenteil sagte. Mein Juan Pablo", sagt Floribeth Mora.
    Die Kopfschmerzen gingen zurück und waren irgendwann verschwunden. Dr. Alejandro Vargas war sehr erstaunt, als seine Patientin im Juli ohne Beschwerden wiederkam. Er sagt: "Als ich die Scans sah, dachte ich erst, es sei die falsche CD. Ich konnte keinerlei Spuren eines Aneurysmas sehen. Es sah aus wie eine ganz normale Arterie. Auch nach der Katheteruntersuchung. Mein Eindruck war: Hier ist etwas passiert. So etwas habe ich in der Literatur noch nicht gefunden."

Dieses post-hume Wunder führte nach eingehender Prüfung mit zur Heiligsprechung von Johannes Paul II im Jahre 2014.

(1) Der Spiegel-Artikel

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